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Bitcoin-Millionär hier, Bitcoin Millionär dort. Das Leben eines Bitcoiners scheint aufregend und ein Allzeithoch jagt das nächste. Wie viele Lamborghinis soll man sich nur kaufen und wann fliegt man das erste Mal zu Mond? Alltägliche Fragen eines Bitcoiners.
Jedoch ist das ein Bild, das eher von den Medien gezeichnet wird. Ein Bitcoin-Investment ist alles andere als entspannt. Ein Investment in Kryptowährungen ist hochriskant und kann in Totalverlusten enden.
Informationsverarbeitung als Sisyphus-Aufgabe
Zum einen gibt es massenhaft Informationen über Bitcoin, die sich ständig ändern. Nicht nur der Preis ändert sich jede Minute, auch die technischen Neuerungen, Gefahren und Anbieter, die heute noch als gut und sicher gelten, können morgen schon unsicher oder gefährlich sein.
Und Bitcoin ist nur eine Kryptowährung von über 1624 digitalen Währungen, die Coinmarketcap derzeit listet. Man muss aktiv an der Krypto-Welt teilnehmen, um diese Informationen so gut wie möglich aufzusaugen. Und selbst das reicht nicht aus, um alle Informationen zu verarbeiten. Wenn man denkt, etwas verstanden zu haben, stößt man auf das nächste Problem.
Das macht Bitcoin & Co. zu einer Sisyphus-Aufgabe: eine ermüdende Tätigkeit ohne absehbares Ende. Diese Ermüdung führt zu Stress und eventuell zur Verzweiflung, denn obwohl es Spaß macht, die kleinen Rätsel der Krypto-Welt zu verstehen, kann es manchmal ein Fass ohne Boden sein.
Day-Trading | Abhängigkeit, Arbeitszeit & Verluste
Das Day-Trading scheint attraktiv, schnelle Gewinne sind möglich und man fühlt sich lebendig. Dopamin wird ausgeschüttet und schnell ist man nach diesem Gefühl süchtig. Psychologen und Ärzte sind davon überzeugt, dass Spielsucht eine ähnlich starke Abhängigkeit verursacht wie klassische Drogen: Nikotin erhöht den Dopamin-Spiegel um 200, Kokain um 400 und Amphetamin um 1000 Prozent.
Bei Kryptowährungen dürfte dieser Rausch – aber auch eine Abhängigkeit – aufgrund der Volatilität schneller und einfacher zu erreichen sein. Day-Trader suchen den nächsten Kick – am besten in Form eines geglückten Trades.
Um die Dopamindosis zu erhöhen wird der Geldbetrag erhöht, der gesetzt wird. Schnell gewöhnt sich der Körper an das Rausch-Gefühl und schlussendlich ist eine Grenze erreicht, die nicht mehr mit höheren Geldbeträgen gesteigert werden kann. Und sobald beim Trading kein Glücksgefühl mehr entsteht, gleiten Viele in eine Depression ab.
Der Umfang der Tätigkeit eines Day-Traders wird oft unterschätzt. Das Day-Trading ist ein Vollzeitjob und man muss die Geschehnisse ständig im Blick haben. Verpassen Trader relevante Informationen um wenige Minuten, kann das zu erheblichen Verlusten führen. Zudem müssen Trader Informationen, die minutenweise bei Reddit oder Twitter auftauchen, sortieren und als relevant oder weniger relevant einstufen.
Aber das „Leben am Limit“ ist nur ein Aspekt des Day-Tradings, der zu Stress und Belastungen führen kann. Die meisten Day-Trader sind zudem ziemlich erfolglos.
Eine Studie untersuchte die Statistik von 83.000 Tradern, die bei eToro – CFD Broker für Kryptowährungen – mindestens drei Trades innerhalb eines bestimmten Zeitraums tätigten. Es stellte sich heraus, dass 79,5 Prozent der Trader Geld verloren haben und im Durchschnitt lag der Verlust bei 36 Prozent des Kontos.
Eine weitere Studie kommt zu dem Schluss, dass bis zu 86 Prozent der Trader im ersten Jahr scheitern. Das ist vor allem auf die fehlende Expertise und das fehlende Risikomanagement zurückzuführen. Größere Verluste wiederum wirken sich auf das Gemüt aus.
Verluste führen zu depressive Verstimmung
Forscher des Hopkins Colleges haben herausgefunden, dass plötzliche und erhebliche Verluste die Psyche negativ beeinflussen können. Untersucht wurde bei dieser Studie der Bankencrash aus dem Jahr 2008. Diese ergab, dass bei denjenigen, die größere Verluste erlitten, zumindest temporär ein Anstieg von depressiven Gefühlen bzw. ein Anstieg der Einnahme von Antidepressiva verzeichnet werden konnte.
Dies dürfte wohl auch für Kryptowährungen gelten. Jedoch etwas abgeschwächter, da der Krypto-Markt volatil ist und auch wenn Bitcoin stark einstürzt, ist das nichts Überraschendes. Außerdem erholt sich der Markt meist relativ schnell.
Gewinne = Glück?
Nicht nur Verluste können zu depressiven Verstimmungen führen. Auch lebensverändernde Gewinne können die Stimmung negativ beeinflussen. Der Psychologe Martin Seligman von der University of Pennsylvania stellte zum Beispiel fest, dass das große Glück von Lottogewinnern gerade einmal drei Monate anhält. Und drei Jahre nach dem großen Geldgewinn leiden Lottogewinner sehr wahrscheinlich an einer Depression, das stellte Andrew Oswald (Warwick University) fest.
Lebensverändernde Gewinne, die durch Bitcoin-Kursanstiege entstehen, machen auf Dauer wohl nicht glücklich. Man muss sich um die Sicherheit des Investments kümmern und darum, dass das Kapital erhalten bleibt. Oft werden Kryptowährungen gestohlen und die Folgen sind teilweise verheerend. So führte der plötzliche Verlust aller Bitcoins zur schlimmsten Folge: Der Bitcoin-User beging Suizid.
Große Geldgewinne können sich auch auf Freundschaften und Beziehungen auswirken. Freunde könnten Unterstützung erwarten, aber auch der Lebenspartner könnte mehr einfordern.
Beziehungen können beeinträchtigt werden
Kryptowährungen können selbst Beziehungen auf die Probe stellen. Einige erzählen ihrem Lebenspartner nichts von dem Investment, was wahrscheinlich der erste Fehler ist. Jedoch ist es leicht, dem Partner davon zu erzählen, wenn das Investment gut läuft, sobald es schlecht läuft oder sogar Verluste eingefahren werden, kann es ungemütlich werden.
Zwangsstörung: Obsessive Cryptocurrency Disorder (OCD)
Auch Zwangsstörungen können durch Kryptowährungen ausgelöst werden. Eine Zwangsstörung ist ein innerer Zwang oder ein Drang, bestimmte Dinge zu tun, was zu deutlichen Belastungen und Beeinträchtigungen des Alltagslebens führt.
Bei Kryptowährungen besteht die Zwangsstörung oft darin, den Kurs immer und immer wieder zu überprüfen bzw. überprüfen zu müssen. Diverse Portfolio-Tracker-Apps für das Smartphone helfen dabei, den Kurs im Auge zu behalten und Gewinne oder Verluste einzuschätzen. Sobald man die Kurse täglich checkt, kann es schnell passieren, dass ein innerer Drang entsteht, den Preis zu checken – selbst wenn man das gar nicht möchte.
Dadurch entsteht eine innere Unruhe, die negative Folgen haben kann. Auswirken kann sich das dann auf die Produktivität, den Schlaf und die Gemütslage.
Fazit & Tipps
Natürlich gibt es weitere „Krypto-Faktoren“, die sich auf die Gesundheit und das Leben auswirken können. Außerdem „können“ Kryptowährungen sich auswirken, sie „müssen“ es aber nicht.
Es gibt auch einige Tipps, wie man Auswirkungen von vornherein unterbinden bzw. minimieren kann. Sollte man jedoch eine Auswirkung bemerken, sollte man diese ernst nehmen und nicht herunterspielen.
Kryptowährungen werden sich auf die Gesundheit auswirken, wenn man es lässt. Stress und Depressionen sind die primären Folgen, die von Bitcoin & Co. verursacht werden können. Jedoch kann man einige „Sicherheitsvorkehrungen“ für die eigene Gesundheit treffen:
Vor dem Investment erstellt man einen Investment-Plan, den man strikt einhält, Emotionen haben bei einer Investition nichts zu suchen. Sobald Sie emotional handeln, wissen Sie, dass Sie zu viel Geld investiert haben.
Wer die Kursschwankungen nicht gut verträgt, sollte die Strategie „Durchschnittskosteneffekt“ nutzen. Die Investition bildet dann den Kursverlauf ab und es gibt keine rauschenden Höhen und Tiefen.
Vom Day-Trading sollte man die Finger lassen, wenn man nur auf schnelle Gewinne aus ist. Bis zu 86 Prozent Verlust im ersten Jahr! Und wer Erfahrungen sammeln möchte, kann z.B. auf Demokonten zurückgreifen. Falls Sie ein Demokonto nutzen, sollten Sie sich und Ihre Stimmung einmal selbst beobachten. Dopamin wird selbst bei einem Demokonto (abgeschwächt) ausgeschüttet*.
(Größere) Investitionen müssen abgesichert werden. Kaufen Sie sich entweder einen Hardware-Wallet oder erstellen Sie einen sicheren Paper Wallet, wenn Sie das technische Know-How haben. Cold Storage ist Pflicht!
Inwiefern haben sich Kryptowährungen bereits auf Ihr Leben ausgewirkt? Wie äußert sich das? Lassen Sie es uns mit einem Kommentar wissen.
Photo by Issam Hammoudi on Unsplash, CC0
Zuletzt aktualisiert am 20. Februar 2019
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