Technische Analyse von Kryptowährungen

Bei klassischen Finanzinstrumenten findet man Analysetools wieder, die man für die Chartanalyse nutzen kann. In diesem Artikel stellen wir Euch die verschiedenen Tools der technischen Analyse bezogen auf den Kryptowährungsmarkt vor. Doch bevor wir ins Detail gehen noch ein paar Informationen zum Krypto – Markt.

Kryptowährungsmarkt – Chancen & Gefahren der Volatilität

Zu Beginn ist darauf hinzuweisen, dass der Markt der Kryptowährungen hoch volatil ist. Das bedeutet, dass der Wert von Bitcoin, Ripple und Co. starken Kursschwankungen unterliegt. Je volatiler ein Markt desto schwieriger ist es, diesen vorherzusagen.

Die Chancen beziehungsweise Risiken sind eigentlich selbsterklärend. Durch die extremen Kursschwankungen kann innerhalb eines kurzen Zeitraums sehr viel Geld verdient, aber auch verloren werden. Daher gilt immer der Grundsatz: Nie mehr investieren, als man verlieren kann. Da der Markt so volatil und sensibel ist, können gewisse Schlagzeilen zu extremen Auswirkungen führen. Es besteht natürlich auch die Gefahr einer Marktmanipulation, da im Verhältnis zu traditionellen Märkten relativ wenig Kapital in Kryptowährungen steckt.

HODL vs. Daytrading

Der Begriff HODL ist ein Bitcoin Meme und beschreibt nichts anderes, als Kryptowährungen langfristig zu halten und sich nicht durch Marktschwankungen beeinflussen zu lassen. Der HODLER hat die Absicht, Bitcoin, Ethereum oder andere Kryptowährungen langfristig zu halten. Man spekuliert nicht auf kurzfristige Gewinne.

Daytrading ist eine kurzfristige spekulative Auslegung, um täglich Gewinne zu erwirtschaften. Kryptowährungen – mit den volatilen Märkten – sind für Daytrader natürlich optimal. Der Daytrader hat nicht das Ziel, Bitcoin und andere Kryptowährungen zu horten, sondern möchte in einer relativen kurzen Zeit so viel wie möglich aus seinem Einsatz erzielen.

Der Bulle und der Bär / Bullish vs. Bearish

Von einem Bullenmarkt spricht man bei anhaltenden steigenden Kursen. Der Bulle repräsentiert den Aufschwung, ist positiv und optimistisch. In der Praxis versteht man aber einen lang anhaltenden Bullenmarkt auch als Blase, die platzen könnte. Ein Bärenmarkt hingegen ist das Gegenteil, der Bär ist pessimistisch und repräsentiert fallende Kurse.

Long und Short – Positionen

Da Kryptowährungen ziemlich volatil sind, entschließen sich Trader auf Long beziehungsweise Short – Positionen zu wetten. Bei einer Long Position wettet man, dass der Kurs steigen wird, während man bei einer Short – Position darauf spekuliert, dass der Kurs fällt. Das Risiko hierbei ist immens, denn sobald der Kurs sich in die entgegengesetzte Position entwickelt, ist ab einem bestimmten Hebel die komplette Einlage verloren. Auf der Handelsplattform Bitmex* kann man Long- und Shortpositionen setzen.

Fundamentalanalyse

Die Fundamentalanalse kann man auch mit einer Ursachenanalyse beschreiben, in der versucht wird, die Gründe für die schwankenden Kurse zu analysieren. Man versucht – auf den Kryptowährungsmarkt übertragen – die Infrastruktur und das ökonomische Umfeld zu bewerten und damit den tatsächlichen Wert der Kryptowährung zu ermitteln.

Die Technische Analyse – Annahmen, Begriffe & Methoden erklärt

Bei der technischen Analyse analysiert man den Kursverlauf aus der Vergangenheit, um damit den zukünftigen Wert zu prognostizieren. Die Grundlage der technischen Analyse ist dabei immer der Kurschart, weshalb man auch von der Chartanalyse spricht.

Kurscharts stellen die Preisentwicklung eines Vermögenswertes im Zeitverlauf grafisch dar. Ein Kursdiagramm zeigt den Zeitpunkt auf der horizontalen, den Preis auf der vertikalen Achse. Achte auf die Ausschläge des Graphen: Umso häufiger und intensiver diese Schwankungen, desto höher die Volatilität des Vermögenswerts. Gibt es hingegen eine sehr flache Kurve spricht man auch von Seitwärtspendeln, der Preis war stabil und hat sich kaum verändert.

Erfolgreiches Investieren und Trading folgt dem gleichen Grundsatz: billig kaufen und teuer verkaufen. Jede Handelsentscheidung basiert darum immer auf der Frage: „Wie wird sich der Preis des Vermögenswertes in der Zukunft entwickeln?“ Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen, doch ein Blick in die Vergangenheit kann sehr aufschlussreich sein. Diesen Rückblick erhält man durch Betrachtung eines Kurscharts.

Die Chartanalyse versucht durch Betrachtung der vergangenen Kursentwicklung vorherzusagen, wie die zukünftigen Preisänderungen aussehen könnten. Wichtig ist daher die drei Grundannahmen der Chartanalyse zu beachten.

3 Grundannahmen der Chartanalyse

Wer an die Wirksamkeit der technischen Analyse glaubt, ist gemeinhin als „Techniker“ bekannt und steht meist den Vertretern der fundamentalen Analyse entgegen. Um an die Aussagekraft von Kurscharts zu glauben, sollte man von folgenden Annahmen überzeugt sein:

1. Der Futures-Markt hat alle fundamentalen Faktoren eingepreist.

Vertreter der technischen Analyse sind überzeugt, dass der Börsenpreis bereits den inneren Wert der Ware bzw. des Wertpapiers darstellt. Folglich sind bereits alle fundamentalen Faktoren, die Angebot und Nachfrage beeinflussen, berücksichtigt worden. Demnach reicht die Chartanalyse aus, um kommende Preisveränderungen vorhersehen zu können. Übrigens: Der „Techniker“ ignoriert fundamentale Faktoren nicht ganz, denn er beherzigt sie indirekt durch die Chartanalyse.

2. Preise bewegen sich in Trends

Die Preise können sich in eine von drei Richtungen bewegen, nach oben, nach unten oder seitwärts. Sobald ein Trend in eine dieser Richtungen wirksam wird, hält er in der Regel an. Der Markttrend ist einfach die Richtung der Marktpreise, ein Konzept, das für den Erfolg der technischen Chartanalyse absolut unerlässlich ist. Das Erkennen von Trends ist recht einfach; ein Preisdiagramm zeigt normalerweise den vorherrschenden Trend an, der durch eine Reihe von Wellen mit offensichtlichen Höchst- und Tiefstständen gekennzeichnet ist. Die Richtung dieser Hochs und Tiefs macht den Markttrend aus.

3. Die Geschichte wiederholt sich.

Die technische Analyse erfasst auch die Marktpsychologie. Menschliche Verhaltensmuster werden seit mehreren hundert Jahren dokumentiert und kategorisiert, sie wiederholen sich laufend. Dies offenbart sich in Form spezifischer Chartmuster, die auf eine Fortsetzung oder Veränderung des Trends hinweisen.

Kurscharts richtig lesen

Um Kurcharts richtig lesen und interpretieren zu können, solltest du dich mit den unterschiedlichen Diagramm-Arten, Zeitfenstern als auch Indikatoren vertraut machen.

Unterschiedliche Diagramm-Arten

Damit du Kurscharts richtig lesen kannst, ist auch eine für deine Augen freundliche Darstellung des Diagramms empfehlenswert. Bei professionellen Analysetools kannst du daher aus unterschiedlichen Diagrammarten wählen. Dabei gibt es keinen besten Ansatz, manche Investoren bevorzugen Kurven- oder Balken-Charts, doch auch Linien-Charts sind geläufig.

Die Bedeutung des gewählten Zeitfensters

Ein gewichtiger Faktor bei der Chartanalyse ist das gewählte Zeitfenster, innerhalb dessen du die Kursentwicklung analysierst. Allgemein gilt: Umso länger dein Anlagehorizont, desto länger sollte das Zeitfenster sein, dass du zur Analyse heranziehst.

Während du dir als Investor wenigstens die letzten 6-12 Monate ansehen wirst, interessieren dich als Trader eher die kurzfristigen Preisschwankungen – etwa innerhalb weniger Stunden oder längstens Tage. Im Extremfall kannst du die Chartanalyse sogar mit Zeitfenstern von einer Minute durchführen.

Wichtig ist, dass die analysierten Zeitrahmen zum Zweck deines Anlagehorizontes aussagekräftig sind. Wenn du im Daytrading, also innerhalb eines Tages kaufen und verkaufen willst, dann solltest du dir vergangene Kursmuster innerhalb von 24 Stunden anschauen. (In diesem Falle kann die Tagesvolatilität ein guter Indikator sein).

Instrumente und Indikatoren der technischen Analyse

Der Blick auf ein Kurschart bietet erste Anhaltspunkte, lässt eine genauere Analyse allerdings noch vermissen. Viel präziser wird die technische Analyse jedoch durch den Einsatz von Indikatoren und Instrumenten der technischen Analyse, die wir nun vorstellen.

Support / Unterstützung

Die wohl bekanntesten Techniken bei der Technischen Analyse sind die Begriffe Support und Resistance. Support (deutsch: Unterstützung) bedeutet nichts anderes als eine Art Unterstützungslinie. Bei dieser Linie geht man davon aus, dass es eine starke Kaufkraft geben wird, d.h. dass die Nachfrage größer als das Angebot ist und der Preis steigen wird, da viele Käufer bereit sind, zu diesem Preis die jeweilige Kryptowährung zu kaufen. Sobald sich der Preis einer Supportzone nähert, wird der Support getestet. Wenn die Linie aber durchbrochen wird, kann dies ein Indikator für einen Abwärtstrend sein.

Bitcoin Chart von TradingView

Widerstand / Resistance

Beim Resistance (deutsch: Widerstand) ist es umgekehrt. Hier regieren die Verkäufer, da diese zu einem bestimmten Preis verkaufen möchten. Das Angebot ist größer als die Nachfrage und ein Kursanstieg wird sich umkehren. Doch wenn die Widerstandslinie duchbrochen wird, kann dies ein Indikator eines Aufwärtstrends sein, da die Kaufkraft stärker als der Verkaufsdruck ist.

Bitcoin Chart von TradingView

SMA – Simple Moving Average

Der Simple Moving Average, kurz SMA, ist der einfache gleitende Durchschnitt. Der gleitende Durchschnitt ist ein Trendfolgenindikator, der aufgrund seines Vergangenheitsbezugs eher folgt und nicht führt. Je kürzer der Zeitraum für einen SMA gewählt wird, desto empfindlicher reagiert der gleitende Durchschnitt, je langfristiger desto unempfindlicher. Wie man der Abbildung entnehmen kann, haben wir einen 100 SMA, also einen 100-tägigen gleitenden Durchschnitt. Sobald ein Schlusskurs über den gleitenden Durchschnitt steigt, ist das ein Kaufsignal und ein Verkaufssignal, wenn er darunter schließt.

Bitcoin Chart von TradingView

Relative – Strength – Index (RSI): Was ist der RSI Indikator?

Der RSI Indikator wurde von Welles Wilder entwickelt und ist einer der populärsten Werkzeuge von Tradern. Die Bezeichnung führt allerdings häufig zu einem Missverständnis. Der Relative Strength Index misst nicht das relative Verhältnis zwischen Indikatoren, sondern beurteilt die Momentums – Linie und wird eher als Bandbreiten – Indikator verwendet. Es wird das Verhältnis der Aufwärts- zu den Abwärts-Schlusskursen innerhalb des jeweiligen Zeitraums berechnet. Die Bandbreite bewegt sich zwischen 0 und 100. Alles über der Bandbreite 70 wird überkauft (overbuying) und alle Werte unterhalb der 30 wird überverkauft (overselling). Das Niveau um 50 wird dabei als Mittelwert des RSI bezeichnet und fungiert häufig als Widerstand beziehungsweise Support in der jeweiligen Kursschwankung.

Bitcoin Chart von TradingView

Der Stochastik Oszillator

Der Stochastik Oszillator wurde durch Georg Lane bekannt. Dieser besagt, dass die Schlusskurse in einem Aufwärtstrend eher zum oberen Ende der Bandbreite tendieren, während die Kurse bei einem Abwärtstrend das untere Ende der Bandbreite treffen. Die Bandbreite bewegt sich zwischen 0 und 100, wobei Werte über 80 einen Schlusskurs im oberen Rand und Werte unter 20 Schlusskurse im unteren Rand klassifizieren. Wie auch beim RSI bedeuten Schlusskurse in der oberen Bandbreite (> 80) einen überkauften Markt, während die Schlusskurse im unteren Bereich (< 20) einen überverkauften Markt bedeuten.

Kombination RSI und STOCH

Häufig werden der Relative Strength Index und Stochastik Oszillator kombiniert, da die RSI – Linie in der Regel nicht so volatil wie der Stochastik Oszillator ist. Sobald sich beide Linien in einem überkauften oder überverkauften Markt befinden hat man theoretisch die besten Kauf- und Verkaufssignale.

Moving Average Convergence/Divergence (MACD)

Der MACD ist ein Indikator, der die Differenz aus zwei exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitten auf Basis der Schlusskurse ermittelt. Es gibt zum einen die die langsamere Linie, die Signallinie, in unserem Beispiel die organgefarbene Linie, und es gibt die schnellere MACD – Linie (blau). Sobald die MACD Linie, die Signallinie von unten nach oben kreuzt ist dies ein Kaufsignal. Umgekehrt ist dies natürlich ein Verkaufssignal, wenn die MACD Linie die Signallinie von oben nach unten kreuzt. Dies wird als Double Crossover Methode definiert. Desweiteren gibt es beim MACD noch die Nulllinie, die je nach Position der beiden Linien einen überkauften oder einen überverkauften Markt signalisiert. Je weiter oberhalb der Nulllinie bedeutet eine überkaufte Situation und je weiter unterhalb der Nulllinie bedeutet einen überverkauften Markt. Das Histogramm zeigt die Differenz zwischen den beiden Linien. Wenn sich das Histogramm über der Nulllinie befindet ist die MACD Linie positiv ausgerichtet und vice versa. Das „drehen“ des Histogramm dient sozusagen als eine Art Frühwarnindikator, dass sich ein Trend verlangsamen und sich sogar ändern könnte.

Bitcoin Chart von TradingView

Grafiken via Tradingview, Image: pixabay, CC0, Image via pixabay, CC0

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Zuletzt aktualisiert am 6. Februar 2024

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Martin Schwarz Experte für Kryptowährungen

Martin, mit einem MSc. in Wirtschaftsinformatik und Fokus auf asymmetrischer Kryptographie und M2M-Kommunikation, ist seit 2015 in der Welt von Bitcoin und Kryptowährungen unterwegs. Schon mit 17 begann er mit dem Handel von Kryptowährungen und erwarb seinen ersten Bitcoin. Neben seinem Interesse an Kryptowährungen widmet er sich in seiner Freizeit Online-Casinos und Sportwetten, wo er mit 18 Blackjack-Strategien entwickelte und sogenannte Sure-Bets durchführte. Seine Expertise dokumentierte er frühzeitig als Autor zu Themen wie Kryptowährungen, Trading, Aktien, Casinos und Sportwetten, wodurch er heute als gefragter Experte und Autor mit über 10 Jahren Erfahrung gilt.

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