Wer einen Blick auf die bekanntesten Kryptowährungen wirft, der wird gleich zwei Arten von Ethereum unter den Top 10 finden. Viele Krypto-Einsteiger verwundert das zunächst, auch Fortgeschrittene fragen sich immer wieder: Warum gibt es Ethereum und Ethereum Classic? Worin liegen die Unterschiede zwischen Ethereum vs. Ethereum Classic?
Vor dem bekannten „DAO Hack“ in 2016 gab es nur Ethereum, doch nachdem Hacker knapp 50 Millionen USD in Ethereum Coins gestohlen hatten, entschied man sich für einen Hard Fork. Seither gibt es Ethereum vs. Ethereum Classic.
In diesem Beitrag erfährst du, wie es zur Trennung von Ethereum und Ethereum Classic gekommen ist. Außerdem sehen wir uns an, welche der beiden Ethereum Blockchains die Nase vorn hat – in Sachen Transaktionen, Mining, dApp-Nutzung, Marktkapitalisierung und mehr. Basierend darauf kannst du dir ein Bild machen, welche der Kryptowährungen kaufen für dich mehr Sinn macht.
Ethereum – eine kurze Einführung
Nachdem Bitcoin Anfang 2009 als weltweit erste Kryptowährung bekannt wurde, hat man der grundlegenden Blockchain-Technologie zunächst nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ende 2012 änderte sich dies allerdings durch die Vorstellung von Ethereum durch den 19-jährigen Vitalik Buterin. Er veröffentlichte das Ethereum-Whitepaper, in welchem er eine „Kryptowährung der 2. Generation“ präsentiert.
Buterin sah Ethereum als Blockchain, die viel mehr könnte als bloß eine Kryptowährung zu sein. Mit Ethereum kann man sogenannte Smart Contracts ausführen, die es erlauben ganze dezentrale Anwendungen über die Blockchain ablaufen zu lassen.
Damit Smart Contracts programmiert werden können hat Buterin sogar eine eigene Programmiersprache für die Ethereum-Blockchain erfunden: Solidity.
Die Community von Ethereum wuchs rasant und war begeistert angesichts der potenziellen Einsatzmöglichkeiten der Ethereum Blockchain. Bald war die Idee geboren, das fortgeschrittene Konzept einer DAO umzusetzen.
Die Entstehungsgeschichte
Der Begriff des DAO steht für Decentralized Autonomous Organization. Er basiert auf der Idee, dass durch die Kombination von Smart Contracts und dApps eine gesamte Organisation auf der Blockchain abgebildet werden könnte. Diese kommt also vollkommen ohne Mitarbeiter aus (= autonom) und wird dezentral gehostet. Sie soll erhöhte Sicherheit und gesteigerte Effizienz bieten. Dass das Konzept noch nicht ganz ausgereift war, zeigte sich allerdings im DAO-Hack, von dem der Begriff des DAO bis heute geprägt ist.
2016 war die Idee des DAO geboren, der einen durch Smart Contracts gesteuerten Venture Capital Fonds für Projekte auf der Ethereum-Blockchain darstellen sollte. Im Rahmen eines Initial Coin Offering steckten Ethereum-Hodler insgesamt ETH-Coins in der Höhe von rund 150 Millionen USD in das Projekt. Noch beträchtlicher war diese Summe übrigens deswegen, weil die Marktkapitalisierung von Ethereum damals nur einen Bruchteil der heutigen Höhe hatte.
Doch viele Fehler und Ereignisse stehen dem im Weg. Womöglich war man zu optimistisch oder einfach voreilig beim Start des DAO. Jedenfalls war der Code alles andere als perfekt. Ein oder mehrere Hacker entdeckten bald Fehler im Code – und wussten dies zu nutzen.
Der DAO-Hack
Am folgenreichen 17. Juni 2016 kam es schließlich zum DAO-Hack. Hackern gelang es dabei, mehr als 50 Millionen USD – knapp ein Drittel aller hinterlegten ETH-Coins – aus dem Projekt zu stehlen und unter ihre Kontrolle zu bringen.
Der Schock saß tief, die Verzweiflung war groß – ein großer Teil der Community war wütend, schließlich hatten sie gerade ihr gesamtes Investment verloren. Die Entwickler von Ethereum mussten rasch handeln, sie überlegten, wie es möglich wäre, den Hack “rückgängig” zu machen, bzw. das Geld der Anleger wiederherzustellen.
Die Lösung – Ein Bruch mit den Idealen
Ein kleiner Teil allerdings – ca. 10% der Ethereum-Miner waren allerdings entschieden gegen den Vorschlag. Sie sahen darin nämlich einen Verrat des Prinzips der Unveränderlichkeit der Blockchain – das wohl wichtigste ideologische Prinzip der Blockchain überhaupt. Sie weigerten sich einer solchen Änderung zuzustimmen.
Es kam hart auf hart, sodass es einen Hard Fork vom bestehenden Ethereum – der longest Chain – kommen musste.
Das Ergebnis – Eine weitere Währung
Mit einem Hard Fork am 30. Juli 2016 wurde das neue Ethereum (ETH) generiert, die bisher existente Chain wurde in Ethereum Classic (ETC) umbenannt.
Befürworter von Ethereum sehen vor allem das wirtschaftliche Potenzial von Smart Contracts und dApps. Sie wollen mehr Partnerschaften und Anwendungsfälle mit Unternehmen sehen. Fans von Ethereum Classic hingegen sind eher Ideologen und Verfechter von Unveränderlichkeit, oder aber auch Krypto-Trader, die gerne mal etwas mehr spekulieren und weniger auf reale Anwendungsfälle geben.
Ethereum vs. Ethereum Classic: Der wichtigste Unterschied
Ein wichtiger Unterschied zwischen Ethereum und Ethereum Classic hat zu tun mit:
- der Ausrichtung der Projekte sowie
- der Entwickler.
Ethereum Classic
Weil sich der größte Teil der Entwickler zu Ethereum geschlagen hat, sind die Entwickler und Betreiber hinter Ethereum Classic eher weniger bekannt, ja sie stehen gewissermaßen im Schatten.
Zwar ist man dem ursprünglichen Zwecke einer dApp-Plattform treu geblieben, doch man scheint mehr Signifikanz drauf zu legen, den noblen Idealen von Dezentralisierung und Unveränderlichbarkeit treu zu sein.
Ethereum
Anders ist dies hingegen bei Ethereum. Zwar ist das dezentrale Blockchain-Netzwerk von jedermann minebar, das Projekt ist aber mehr wie ein Unternehmen aufgebaut. Die Ethereum-Stiftung mit Sitz in der Schweiz verfolgt eine größtmögliche Adoption der Blockchain. Mit der Ethereum Enterprise Alliance will man in Kooperation mit führenden Wirtschaftsbetrieben eine Vielzahl von Anwendungsfällen realisieren. Außerdem arbeiten Entwickler fleißig daran, neue Updates und Funktionen in die Ethereum-Blockchain aufzunehmen. Diese werden initiativ vorgeschlagen und anschließend unter Ethereum-Minern abgestimmt.
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Ethereum vs. Ethereum Classic: Mining
Prinzipiell haben Ethereum und Ethereum Classic mit Ethhash den gleichen Hash-Algorithmus. Das Mining ist also gleich. Man kann mit der gleichen Hardware also sowohl Ethereum als auch Ethereum Classic minen.
Sowohl Ethereum als Ethereum Classic sind dezentrale, öffentliche Blockchain-Netzwerke. Das heißt, dass jeder, der den Client auf seinem Rechner installiert, auch zum Miner des Netzwerks werden kann. Weil beide Blockchains den Ethhash-Algorithmus nützen, können Miner mit der gleichen Hardware – es empfehlen sich leistungsstarke ASIC-Geräte – sowohl Ethereum als auch Ethereum Classic minen.
Natürlich ist für Miner die Profitabilität wichtig, wobei folgendes zu beachten ist. Umso mehr Miner sich für ein Netzwerk entscheiden, desto komplexer wird Ethhash und desto mehr Rechnerleistung ist für das Minen erforderlich. Dadurch steigen die Stromkosten und das Minen wird weniger rentabel. In der Praxis steigen darum Miner immer wieder mal von ETH auf ETC um.
Ethereum vs. Ethereum Classic: Marktkapitalisierung
In Sachen Marktkapitalisierung ist das Thema Ethereum vs. Ethereum Classic eine ganz klare Sache
Ethereum ist seit seinem Launch praktisch dauerhaft auf Platz 2 der wichtigsten Kryptowährungen gleich nach Bitcoin.
Nur Ende 2018 war man kurzzeitig von Ripple auf den 3. Platz verdrängt worden. Aktuell steht die ETH Marktkapitalisierung laut Coinmarketcap.com bei knapp 25 Milliarden USD.
Ganz anders sieht die Sache hingegen bei Ethereum Classic aus. War man hier im Laufe von 2018 noch klar über der 1 Milliarden US-Dollar-Marke und unter der Top 10 der wichtigsten Kryptowährungen gelistet, ist man von immer mehr vielversprechenden Coins überholt worden.
Aktuell ist Ethereum Classic nur mehr auf Platz 18 und hat mit dem heutigen Tag eine Marktkapitalisierung von knapp 763 Millionen USD.
Ethereum vs. Ethereum Classic: dApp-Nutzung
Sowohl Ethereum als auch Ethereum Classic versuchen ja als dezentrale Netzwerke die Ausführung von dezentralen Anwendungen einer breiten Masse von Anwendern zugänglich zu machen. Ein weiterer wichtiger Indikator ist daher die Anzahl an dApps, die auf Ethereum vs. Ethereum Classic läuft sowie die Intensität deren Nutzung. Ein spezielles Online-Service, das genau diese Intensität misst ist die Webseite StateoftheDapps.
- Wie sich am heutigen Tage (23. Mai) zeigt, werden insgesamt 2485 dApps auf Ethereum gehostet.
- Bei dApp-Direct, einem Service, dass sich auf ETC-dApps spezialisiert hat, ist hingegen zu lesen, dass bei Ethereum Classic aktuell gerade einmal 23 unterschiedliche dApps ausgeführt werden.
Auch ein Blick auf die Anzahl der aktiven Benutzer zeichnet ein ähnliches Bild:
- dAppDirect zeigt für ETC genau 59 Benutzer,
- bei ETH hingegen liegt die Anzahl laut Stateofthedapps hingegen bei 21.580 Benutzern.
Die Überlegenheit von Ethereum überrascht auch deswegen wenig, weil es für die Ethereum Blockchain einige Entwicklertools wie Truffle und Zeppelin gibt, die die Erstellung von dApps für die ETH-Blockchain erleichtern. Auch Infrastruktur- und Wallet-Anbieter die speziell für Ethereum entwickelt wurden, stärken das Ökosystem, während das Programmieren von dApps für Ethereum Classic nur für überzeugte Coder geeignet ist.
Ethereum vs. Ethereum Classic: Überblick
Ethereum | Ethereum Classic | |
---|---|---|
Abkürzung | ETH | ETC |
Live seit | Juli 2016 | Ende 2012 |
Ranking der wichtigsten Kryptowährungen | Platz 2 | Platz 18 |
Preis | Aktueller Preisindex | Aktueller Preisindex |
Marktkapitalisierung | knapp 25 Milliarden USD | 1 Milliarden USD |
Mining | Über Ethhash-Algorithmus | Über Ethhash-Algorithmus |
Anzahl an dApps | 2.485 | 23 |
Anzahl der aktiven Benutzer | 21.580 | 59 |
Ideale | Neue Updates und Funktionen | Dezentralisierung und Unveränderlichbarkeit |
Zweck | Durch eine Veränderung im Code der Blockchain nach einem Hacker-Angriff entstanden | Smart Contracts erlauben es, dezentrale Anwendungen über die Blockchain zu betreiben |
Fazit
Soweit, so gut. Was heißt das allerdings nun für dich? Solltest du in Ethereum oder Ethereum Classic investieren?
Die Antwort auf diese Frage hängt natürlich auch von deinen Prioritäten und Ansichten ab. Überhaupt empfiehlt sich vor dem Kauf von Kryptowährungen allerdings noch etwas Vorbereitung.
Bevor du Kryptowährungen kaufen wirst, solltest du dir eine Reihe von Fragen stellen. Darunter vor allem
- Warum möchte ich in Kryptowährungen investieren?
- Welches Ziel verfolge ich mit meinem Investment?
- Wie hoch ist meine Risikobereitschaft für dieses Investment?
- Habe ich die Geduld mit manchmal hoher Volatilität und Kursschwankungen umgehen zu können?
Wenn du diese Aspekte für dich geklärt hast, dann kannst du natürlich sowohl Ethereum kaufen oder Ethereum Classic kaufen.
Die Ethereum und Ethereum Classic Kursentwicklung 2019 spricht eigentlich eine Kaufempfehlung für beide Kryptowährungen aus. Beide Kryptowährungen haben seit Jahresbeginn nämlich einiges an Wert zulegen können.
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Zuletzt aktualisiert am 26. September 2024