Nachdem konventionelle Formen der Geldanlage nur noch eine geringe bis gar keine Rendite mehr abwerfen, sondern im Gegenteil sogar Strafzinsen für das Angesparte drohen, sehen sich immer mehr Anleger nach alternativen Formen der Geldanlage um. Als absoluter Klassiker in Sachen Geldanlage gilt dabei das Edelmetall Gold.
Jedoch gibt es auch mutige Anleger, die ihr Kapital in Diamanten investieren. Das ist für Laien, die nur ein geringes Hintergrundwissen mitbringen, allerdings alles andere als einfach. Denn das Risiko eines Totalverlustes ist aufgrund des Materialwertes eines Diamanten zwar aufgeschlossen, dennoch ist die vermeintlich sichere Geldanlage mit enormen Risiken verbunden.
Was für die Geldanlage in Diamanten spricht
Diamanten sind ebenso wie Edelmetalle für Anleger insbesondere dann interessant, wenn diese auf den Aktienmärkten keine Gewinne erwarten dürfen. So wies der sogenannte Rapaport-Index, in welchem rund geschliffene Diamanten mit einem Gewicht von eine Karat erfasst sind, einen deutlichen Anstieg in den Jahren 2008 und 2011 auf, während der Dow Jones, ein globaler Aktienleitindex, ebenso in den Keller ging, wie der deutsche Leitindex Dax. Der Grund für diesen Absturz waren zunächst die globale Finanzkrise, anschließend die Höhe der Staatsschulden in den westlichen Industrieländern. Und auch nachdem an den Kursen Anfang Februar 2020 die Kurse angestiegen sind, verzeichnete der Index für Diamanten einen leichten Anstieg.
Grundsätzlich gilt, dass die Preise für Diamanten sehr viel stabiler sind als der Preis für Gold, der starken Schwankungen unterworfen ist, weshalb Diamanten der Ruf nacheilt, dass sie einen Wert sichern und erhalten. Jörg Lindemann, seines Zeichens Geschäftsführer der Diamant- und Edelsteinbörse im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein beobachtet schon seit einigen Jahren, dass das Interesse an Diamanten angestiegen ist.
Denn im Vergleich zu Gold gibt s einen erheblichen Unterschied: Der Preis für das Edelmetall richtet sich schlicht und ergreifend nach dem Gewicht. Welchen Preis Diamanten bringen, hängt hingegen von vier Eigenschaften ab:
- Das ist zum einen die Karatzahl, die das Gewicht angibt.
- Aber auch der Schliff,
- die Farbe und
- die Reinheit haben einen massiven Einfluss auf den Preis.
Weil es sich zudem bei jedem Diamanten um ein einzigartiges Produkt handelt, ist ein Vergleich nur schwer möglich.
Michael Gibb, ein Vertreter der Nichtregierungsorganisation Global Witness, kritisiert jedoch, dass dieses System nicht zuverlässig funktioniere. Denn sogenannte Konfliktdiamanten seien sehr eng definiert. Es lasse sich also nicht verhindern, dass es beim Handel mit Diamanten zu Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Ausbeutung und Umweltverschmutzung komme.
Die Gewinnung von Diamanten
Gehandelt werden Diamanten in Europa vor allem im World Diamond Centre (AWDC) im belgischen Antwerpen. Dort werden täglich Diamanten in einem Gesamtwert von rund 220 Millionen US-Dollar gehandelt. Hierbei handelt es sich oftmals um Rohdiamanten, die zunächst poliert und geschliffen werden und anschließend erneut gehandelt werden.
Die künstliche Zucht von Diamanten
Diamanten müssen allerdings nicht zwangsläufig in Minen abgebaut werden. Denn die Zucht von Diamanten im Labor findet bereits seit den 1950er Jahren statt. So ist es beispielsweise Matthias Schreck, der an der Universität von Augsburg als Physiker arbeitet, gemeinsam mit seinem Team im Frühling 2017 gelungen, einen Diamanten mit einem Durchmesser von 92 Millimetern und einem Gewicht von 155 Karat herzustellen. Hierbei handelt es sich um den größten Diamanten, der bislang von Menschen gemacht werden konnte.
- Die künstlich hergestellten Diamanten sind allerdings nicht für Liebhaber und Investoren gedacht. Diese werden überwiegend für industrielle Zwecke, etwa im Bereich der Hochleistungselektronik, genutzt.
Von ihren Eigenschaften her gibt es keinen Unterschied zwischen künstlichen und natürlichen Diamanten. Jedoch sind künstliche Diamanten im Durchschnitt um 25 Prozent billiger, als es bei einem natürlichen Diamanten der Fall ist. Und auch die Unterschiede zwischen künstlichen und natürlichen Diamanten lassen sich lediglich im Labor ermitteln. Bescheinigt wird die Echtheit eines Diamanten von verschiedenen Einrichtungen, etwa dem Gemological Insitute of America (GIA) oder Hoge Raad voor Diamant (HDR).
Begrenzter natürlicher Nachschub
Während künstliche Diamanten nahezu unbegrenzt hergestellt werden können, ist der Nachschub an natürlichen Edelsteinen begrenzt:
- Denn wie Karen Rentmeesters, Sprecherin des Diamantenzentrums in Antwerpen sagt, dauere es bis zu 15 Jahre, bis eine Mine gebaut sei.
- Zudem seien größere Vorkommen an Diamanten in den vergangenen zehn Jahren nicht entdeckt worden.
- Im Gegenteil steht ein Großteil der bestehenden Diamantenminen sogar kurz vor der Schließung.
Die Expertin geht davon aus, dass in den kommenden Jahren insbesondere die Nachfrage an farbigen Diamanten rasch ansteigen dürfte. Denn Edelsteine in Blau, Pink oder Gelb hätten schon jetzt sehr hohe Preise.
Die Investition in Diamanten
Schauen wir uns nun an, warum sich eine Investition in Diamanten durchaus lohnen kann und wie man dabei am besten vorgehen sollte.
Diamanten als Geldanlage – warum?
Diamanten stehen ähnlich wie Gold in dem Ruf, eine Krisenwährung zu sein. Anlegern soll es möglich ein, dass sie ihr Vermögen mit Hilfe von Diamanten gegen Turbulenzen auf den Finanzmärkten absichern.
- Ein großes Plus von Diamanten ist dabei, dass sie sehr kompakt sind und deshalb leicht transportiert werden können. In Form eines Diamanten kann nämlich selbst ein sechsstelliger Betrag mit einem Gewicht von weniger als einem Gramm bewegt und eingelagert werden.
- Sehr oft ist zu hören, dass Diamanten wertstabiler als Gold sind. Das liegt unter anderem daran, dass für Diamanten keine Terminmarktkontrakte angeboten werden, welche groß angelegte Spekulationen möglich machen würden.
- Als Argument, das oft für die Renditechancen von Diamanten ins Feld geführt wird, ist eine wachsende Nachfrage aus der Schmuckindustrie, während das Angebot nur begrenzt ist. Denn größere Vorkommen an Diamanten wurden seit Jahrzehnten nicht mehr erschlossen oder gar entdeckt. Deshalb ging die Unternehmensberatung Bain auch davon aus, dass im Jahr 2018 die Produktion von Naturdiamanten allenfalls stabil bleibt, wenn nicht sogar sinkt.
Möglichkeiten zur Investition
Für Anleger bleibt ein Problem weiterhin bestehen: Wie sollen sie ihr Geld in Edelsteine anlegen, ohne dass sie vor Ort fahren müssen, um die Steine zu begutachten und dann zu kaufen?
- Ein elektronischer Handel mit den Edlen Steinen ist zum Beispiel bei der Singapore Diamond Investment Exchange möglich, wo standardisierte Diamanten gehandelt werden. Allerdings ist der Handel hier natürlich auch in erster Linie eine Sache des Vertrauens.
- Mit Hilfe verschiedener Finanzprodukte war es für Anleger möglich, indirekt darauf zu Wetten, wie sich der Wert von Diamanten entwickeln würde. Diese wurden inzwischen allerdings wieder vom Markt genommen.
Allerdings raten Experten ohnehin davon ab, Diamanten als Spekulationsobjekte für schnelle Gewinne zu betrachten.
Wie funktioniert die Geldanlage in Diamanten?
Anleger, die ihr Geld in Diamanten investieren möchten, können die Steine bei Juwelieren, zahlreichen Anbietern im Netz, aber auch in Pfandleihhäusern erwerben. Anders als bei Gold gibt es für Diamanten jedoch keinen geregelten Markt, weshalb auch ein geregelter Preisindex fehlt.
Von der Nachfrage nach den edlen Steinen können Anleger aber auch dadurch profitieren, dass sie ihr Geld in Aktien von Unternehmen investieren, welche Diamanten fördern. Jedoch hängt die Wertentwicklung der Aktien nicht einzig und allein vom Preis für die Diamanten ab. Einen Einfluss haben beispielsweise auch die politischen Entwicklungen in jenen Regionen, in welchen die Diamanten gefördert werden und das unternehmerische Geschick des Managements.
Die Wertentwicklung von Diamanten in den vergangenen Jahren
Anders als in der öffentlichen Meinung oft suggeriert wird, ist der Wert von Diamanten laut Diamond Prices Index in den vergangenen Jahren nicht kontinuierlich angestiegen. Zwar gab es in den Jahren 2011 und 2012 eine Preisrallye, jedoch ist der Preis für Diamanten anschließend wieder auf das Ausgangsniveau gesunken.
Ein leichter Aufwärtstrend lässt sich seit 2018 feststellen – nicht zuletzt deshalb, weil der weltweite Umsatz mit Diamanten in den Jahren zuvor stagniert war.
Was kostet das Investment in Diamanten?
Kauft ein Anleger Diamanten, muss er neben den Kosten für das Material und die Herstellung auch Mehrwertsteuer und die Marge für den Händler bezahlen. Durch diese Tatsache entsteht ein sogenannter Spread zwischen dem An- und dem Verkaufspreis.
- Weitere Kosten fallen an, wenn der Besitzer den Diamanten in einem Bankschließfach oder in einem Tresor lagern möchte.
- Gegebenenfalls fallen ferner Kosten für eine Versicherung an.
Wie riskant ist die Anlage in Diamanten?
Geldanlagen in Diamanten gelten als spekulativ, weil die Edelsteine weder Zinsen noch Dividenden erwirtschaften. Der jeweils aktuelle Marktpreis hängt vielmehr einzig und allein von Angebot und Nachfrage ab, was sich nur schwer vorhersehen lässt. Dass sich die Nachfrage langfristig steigern wird, ist also keinesfalls sicher.
Ferner besteht beim Kauf von Diamanten das Risiko, dass diese gestohlen werden könnten. Dagegen können sich die Anleger zwar versichern, jedoch ist dies mit weiteren Kosten verbunden.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Markt für Diamanten alles andere als transparent ist. Das bedeutet: Die Anleger können ein überteuertes oder unseriöses Angebot nicht unbedingt erkennen. Kaufen sie einen minderwertigen Diamanten, stehen die Chancen dafür, dass sie ihn rentabel verkaufen können, also denkbar schlecht. Unter anderem sind auch Imitate von Diamanten im Umlauf, etwa Steine, die aus dem Mineral Moissanite hergestellt wurden. Wenn diese gut gemacht wurden, lassen sie sich nur mit der entsprechenden Fachausrüstung von einem echten Diamanten unterscheiden.
Was sind die Vor- und Nachteile eines Investments in Diamanten?
Hier noch einmal die Vor- und Nachteile einer Diamanten Investition im Überblick:
Vorteile
- So entwickelt sich der Wert von Diamanten völlig unabhängig von den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten.
- Und weil Diamanten auch einen Sachwert besitzen, haben sie das Potenzial eines Inflationsausgleichs.
Nachteile
- Laufende Erträge wie Dividenden oder Zinsen hat der Anleger bei einem Investment in Diamanten nicht zu erwarten.
- Hinzu kommt, dass der Anleger mindestens einen vierstelligen Betrag investieren muss, wenn er einen Stein zur Geldanlage erwirbt. Denn die Chancen, dass die Preise steigen, hat er nur, wenn er einen hochwertigen Edelstein kauft.
- Wer den Wert eines Edelsteins realistisch bewerten und einen Fehlkauf vermeiden möchte, braucht zudem einiges an Fachwissen. Denn selbst ausgewiesene Experten sind sich oft nicht einig in der Frage, welchen Wert ein Stein denn nun wirklich hat.
- Weitere Nachteile bestehen darin, dass der Kauf eines Diamanten auch mit Kosten für die Lagerung verbunden ist, sodass der edle Stein nicht gestohlen werden kann.
- Und: Anleger können die Diamanten nicht kurzfristig zu Geld gemacht werden, weil es schlicht und ergreifend keinen Börsenhandel gibt, an welchem Edelsteine schnell gekauft und verkauft werden können.
- Kauft ein Anleger einen Diamanten bei einem Juwelier, entfällt etwa ein Drittel des Kaufpreises auf Mehrwertsteuer und Handelsspanne. Unter Umständen bekommt der Anleger bei einem Verkauf also sehr viel weniger Geld zurück, als er für den Stein bezahlt hat. Jedoch sind Anleger nicht darauf angewiesen, Diamanten bei einem Juwelier zu kaufen. Denn mittlerweile gibt es auch diverse Plattformen, auf welchen Diamanten von privat an privat verkauft werden können.
Fazit
Diamanten sind zwar eine gute Form der Geldanlage, die sich allerdings nur für ausgewiesene Experten in diesem Bereich lohnt. Für private Anleger ist ein Investment in Diamanten hingegen eher uninteressant, weil es mit zu vielen Unwägbarkeiten verbunden ist.
Wer einen teuren Diamanten besitzt, den er verkaufen möchte, ist gut beraten, wenn er zunächst zu einem örtlichen Händler geht und dort den Wert des Steines schätzen lässt. Das heißt jedoch nicht, dass der Besitzer den Stein an diesen Händler verkaufen muss, er erhält damit aber eine sehr gute Einschätzung darüber, wie viel Geld er damit verdienen kann.
Zuletzt aktualisiert am 16. März 2020