Kein Mensch kommt in der modernen Welt mehr ohne ein Girokonto aus. Schließlich macht dies den Zahlungsverkehr erheblich einfacher und auch Lohnüberweisungen werden – wie es lange Zeit üblich war – nicht mehr direkt ausgezahlt, sondern auf das Konto überwiesen.
Verbrauchern steht es grundsätzlich offen, bei welchem Geldinstitut sie ihr Girokonto eröffnen wollen. Doch weil der Konkurrenzkampf zwischen den Banken sehr groß ist, bieten viele Anbieter durchaus interessante Prämien, wenn ein neuer Kunde sein Girokonto dort eröffnet. Wir haben uns das Thema etwas genauer angeschaut und erläutern die wichtigsten Fakten zu Girokonten mit Premien.
Warum werden überhaupt Prämien angeboten?
Ganz gleich, welche Art von Prämien Banken vergeben – sie wollen damit in erster Linie eines erreichen: Das Ziel lautet, neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden an sich zu binden. Diese Absicht wird schon allein aus der Tatsache heraus ersichtlich, dass die diversen Anbieter ihre Bonusangebote immer wieder verlängern.
Der Grund: Ein Kunde, der dauerhaft beim Geldinstitut bleibt, ist für die Bank sehr viel wertvoller als die Prämie, die er anfangs bekommen hat.
Die Prämie für das Girokonto
Banken verpacken die Prämien in den meisten Fällen so, dass der Kunde eine einmalige Gutschrift erhält, sobald er ein Konto eröffnet hat. Er bekommt also gewissermaßen ein kleines Startkapital, über welches er auch umgehend verfügen kann. Derartige Bonusleistungen sind oft zeitlich begrenzt, weil Banken in einem bestimmten Zeitraum neue Kunden gewinnen wollen, jedoch werden diese Aktionen oftmals auch verlängert. Wie die jeweilige Prämie gestaltet ist, hängt zudem vom Geldinstitut ab.
- So ist es bei einigen Banken üblich, dass die Prämie unmittelbar auf dem Konto des Kunden gutgeschrieben wird,
- Während andere Banken die Prämie bei der Kontoeröffnung sogar bar auszahlen.
- Prämien sind aber auch in Form von Sachleistungen möglich, sodass das Spektrum der Prämienleistungen äußerst breit gefächert ist.
Jedoch muss der Kunde bestimmte Bedingungen erfüllen, damit er seine Gutschrift auch wirklich bekommt. Ebenso wie die Höhe der ausgelobten Prämien unterscheiden sich auch die Bedingungen von Bank zu Bank. Die Prämie für Girokonten richtet sich beispielsweise ausschließlich an Neukunden, während Bestandskunden hier das Nachsehen haben. Der Kunde sollte sich also nicht von der Prämie allein blenden lassen, sondern besser das Gesamtpaket näher unter die Lupe nehmen.
Welche Vor- und Nachteile haben die Prämien?
Vorteile
- Zum einen lässt sich das Zinsniveau, das sich auf einem historischen Tiefstand befindet, durch diese Prämie zumindest teilweise ausgleichen.
- Und auch die Kontoführungsgebühren schlagen mit nicht unerheblichen Beträgen zu Buche. Auch diese können zumindest für einen gewissen Zeitraum durch die Prämie ausgeglichen werden.
- Nicht zu verachten ist außerdem die Tatsache, dass der Kunde einen bestimmten Betrag geschenkt bekommt, den er ganz nach Belieben ausgeben kann.
Nachteile
- Denn Kunden lassen sich oftmals von den Prämien locken und übersehen dabei, dass die Konditionen für das Konto insgesamt schlechter sind als bei anderen Anbietern. Er übersieht die Gebühren schlicht und ergreifend nicht und läuft Gefahr, dass er ein Konto eröffnet, welches ganz und gar nicht zu seinen persönlichen Bedürfnissen passt.
- Ein weiteres Risiko bergen die Gebühren. Wird beispielsweise eines Tages kein regelmäßiger Geldeingang mehr verbucht, muss der Kunde möglicherweise hohe Gebühren zahlen oder sogar die Prämie zurückzahlen.
Hohe Prämien sind jedoch nicht zwangsläufig mit einem hohen Risiko verbunden. Es gibt auch genügend seriöse Anbieter, die im individuellen Fall durchaus attraktiv sein können.
Welche Bedingungen muss der Kunde erfüllen?
Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine Prämie ausgezahlt wird, legt die Bank fest.
Regelmäßiger Geldeingang
Meist ist ein regelmäßiger Geldeingang notwendig dafür, dass die Bonusleistung für das Girokonto ausgezahlt wird. Der Hintergrund: Dadurch will die Bank gewährleistet haben, jeden Monat Geld zur Verfügung zu haben, mit dem das Geldinstitut wirtschaften kann.
Als regelmäßiger Geldeingang wird dabei nicht nur die Gehaltszahlung akzeptiert, sondern beispielsweise auch BAFÖG- oder Rentenleistungen. Nutzen die Kunden ihr kostenloses Girokonto als Hauptkonto, ist diese Bedingung in aller Regel erfüllt.
Mindesteingang
Sehr oft schreiben die Banken aber auch einen Mindesteingang auf dem Girokonto vor, der jeden Monat erfüllt sein muss. Ist dieser regelmäßige Mindesteingang nicht gewährleistet, gibt es auch kein Geld für die Eröffnung des Girokontos.
Weitere Bedingungen
Einige Banken fordern darüber hinaus noch die Erfüllung weiterer Bedingungen. Etwa, dass dieser Mindesteingang einige Werktage lang auf dem Konto bleiben muss. Das heißt: Der Kunde darf den Zahlungseingang nicht unmittelbar abheben, ihm steht das Geld also nicht direkt zur Verfügung. Diese Einschränkung hält sich jedoch in Grenzen, weil das Geld meist nur zwei Werktage lang auf dem Konto bleiben muss.
Des Weiteren fordern manche Banken besondere Umsätze, beispielsweise:
- Eine Mindestanzahl von Lastschriften.
- Andere Banken wiederum fordern, dass der Kunde zugleich mit der Kontoeröffnung auch ein Depot eröffnen muss.
- Vorgeschrieben sein kann aber auch, dass der Kunde Zahlungen regelmäßig mit seiner EC-Karte ausführt.
- Ist die Prämie besonders hoch, kann es mitunter sein, dass der Kunde, der die Prämie in Anspruch nehmen möchte, zudem Neukunden werben muss. Die Prämie wird dann erst ausgezahlt, wenn ein Vertragsabschluss mit einem neuen Kunden erfolgt ist.
Die verschiedenen Arten von Girokonten mit Prämie
Zu den gängigen Prämien gehören neben Startguthaben auch Geldeingangsprämien sowie Aktivitätsprämien. Eine Prämie gibt es mitunter aber auch, wenn sich der Kunde für besondere Service-Leistungen registriert, etwa die Anmeldung zu paydirekt, Google Pay oder Apple Pay.
Das Konto mit einem Startguthaben
Diese Variante zählt zu den ältesten Formen von Prämien für ein Girokonto. Sobald der Kunde ein Konto eröffnet, liegt darauf bereits ein bestimmter Betrag, meist zwischen 50 und 150 Euro.
Das Girokonto mit einer Aktivprämie
Die sogenannte Aktivprämie wird nur ausgezahlt, wenn der Kunde bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Eine Voraussetzung könnte beispielsweise sein, dass er jeden Monat eine bestimmte Zahl von Abhebungen oder Überweisungen tätigt. Diese Prämie stellt damit gewissermaßen eine Belohnung für jene Kunden dar, die ihr Konto aktiv nutzen.
Die Prämie bei Geldeingang
Sehr gerne zahlen Banken Prämien an Kunden aus, auf deren Konto Geldeingänge verbucht werden. Sie wollen die Kunden damit dazu animieren, ihr Konto als Gehaltskonto zu nutzen, weil auch die Bank an diesen Kunden am meisten verdient.
Kontowechselprämie
Die Kontowechselprämie bedeutet nichts weiter, als dass der Kunde dafür belohnt wird, dass er die Bank wechselt.
Nach der Prämie kündigen – ist das möglich?
Einige Personen nutzen den häufigen Girokontowechsel auch, um damit einfach und schnell online Geld zu verdienen. Bis zu einem gewissen Grad lässt es sich umsetzen, ein Konto zu eröffnen, die Prämie zu kassieren und wieder zu kündigen. Allerdings haben die Banken diese Form des Konto-Hopping bereits eingeschränkt und die Bedingungen für die Auszahlung einer Prämie angehoben. Damit die Prämie ausgezahlt wird, muss der Kunde sein Konto in aller Regel auch aktiv nutzen. Wer sich vorab mit den Bedingungen vertraut macht, kann die Prämie durchaus bekommen, ohne das Konto auch wirklich aktiv zu nutzen.
Allerdings ist das Konto-Hopping mit Vorsicht zu genießen. Denn wer zu viele Konten in zu kurzer Zeit eröffnet, riskiert damit unter Umständen einen Negativ-Eintrag bei der Schufa.
Besser ist es, das eigene Girokonto einmal pro Jahr mit den aktuellen Konditionen anderer Anbieter zu vergleichen. Wer sein Konto in einem angemessenen Abstand wechselt, bekommt dauerhaft Prämien und natürlich auch die besten Konditionen, die aktuell geboten werden.
Die besten Girokonten mit Prämie im Überblick
Sehr gute Konditionen für Girokonten mit Prämien bieten sich aktuell bei der Norisbank, 1822 und Comdirect.
Norisbank | 1822 | Comdirect | |
---|---|---|---|
Höhe der Prämie | 100 Euro | 100 Euro | 2 % Visa Cashback |
Bedingungen der Prämie | über den Online-Kontowechselservice müssen mind. 5 Zahlungspartner umziehen | mind. 3 Gehaltseingänge von monatlich insgesamt mind. 1.000 € innerhalb von 4 Monaten | für alle Einkäufe bis 25 Euro |
Kontoregistrierung | Video- oder Post-Ident Verfahren | Video- oder Post-Ident Verfahren | Video-, Post- oder E-Ident Verfahren |
Kontowechselservice | Ja | Ja | Ja |
Prämie bei Empfehlungen | 60 Euro | 100 Euro | 20 Euro oder Sachprämien |
Kontoführungsgebühren | kostenlos | kostenlos bei mindestens einer Gutschrift pro Monat, sonst 3,90 € pro Monat | kostenlos |
Kreditkarte | kostenlose Mastercard | kostenlose Visacard (nur im 1. Jahr kostenlos, danach bis zu 29,90 € pro Jahr) | kostenlose Visacard |
Bargeldauszahlung | kostenlos an Geldautomaten der Commerzbank, Deutschen Bank, HypoVereinsbank und Postbank sowie bei Shell-Tankstellen und Handelspartnern (z. B. Rewe, Penny und Aldi Süd) | kostenlos an allen Geldautomaten der Sparkassen | kostenlos an Geldautomaten der Commerzbank, Deutschen Bank, HypoVereinsbank und Postbank sowie bei Shell-Tankstellen und Handelspartnern (z. B. Rewe, Penny und Aldi Süd) |
Das Konto wechseln: Worauf ist zu achten?
Eine gute Prämie allein reicht bei weitem nicht aus, um die Eröffnung eines Girokontos zu empfehlen. Denn einige wichtige Konditionen sollten für den Kunden in jedem Fall stimmen, wenn er das Konto tatsächlich wechselt. Das sind die wichtigsten Punkte:
- Die allgemeinen Bedingungen und die Kontoführungsgebühr: Die wichtigste Frage, die sich potenzielle Neukunden stellen sollten, besteht darin, welche Konditionen allgemein gelten und wie hoch die Kontoführungsgebühren sind. Diese wurden in den vergangenen Jahren von Filialbanken stark angehoben, bei vielen Direktbanken lassen sich aber noch kostenlose Girokonten finden.
- Die Kreditkarte: Vor allem für Vielreisende ist die Kreditkarte ein äußerst wichtiges Element ihres Girokontos. Sie sollten sich deshalb fragen, ob sie bei der Kontoeröffnung automatisch eine Kreditkarte erhalten, ob für die Karte eine Gebühr erhoben wird und wie hoch die Kosten für Zahlungen im Ausland und das Abheben von Bargeld sind.
- Die Geldautomaten: Ebenfalls wichtig ist die Frage, bei wie vielen Geldautomaten die Kunden Zugriff auf ihr Konto haben. Entgegen landläufiger Meinung kann dies vor allem bei kleineren Filialbanken problematisch werden. Denn Online- oder Direktbanken gehören in aller Regel einer sogenannten Cashgroup an. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von mehreren Banken, die auch den Kunden der Partnerbanken das kostenlose Abheben an den eigenen Geldautomaten ermöglicht. Aber auch mit einer Mastercard oder einer Visacard können die Kunden jederzeit problemlos an allen Automaten abheben, die entsprechend gekennzeichnet sind.
- Die Zinsen: Wie hoch die Zinsen für ein Guthaben auf dem Girokonto sind, lässt sich angesichts des historischen Zinstiefs getrost vernachlässigen. Denn im Grunde genommen gibt es dafür keine Guthabenzinsen mehr. Umso wichtiger sind jedoch die Dispozinsen, die fällig werden, wenn das Konto überzogen wird. Wie hoch die Dispozinsen sind, sollten vor allem jene Kunden im Auge haben, welche die Überziehung regelmäßig in Anspruch nehmen.
Fazit
Dass eine Prämie für die Eröffnung eines Girokontos ausgezahlt wird, bedeutet noch lange nicht, dass es sich auch um ein gutes Girokonto handelt. Bestandskunden einer Bank genießen meist nicht jene Vorteile, die Neukunden eingeräumt werden.
Zuletzt aktualisiert am 15. April 2020