Zentralisierung, Sell-offs, Netzwerk-Stabilität: Welche Probleme hat Ethereum vor The Merge?

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Ethereum hat vor dem Start von The Merge offenbar einige Probleme. In seinem neuesten Bericht argumentieren die Blockchain-Analysten von Nansen allerdings, dass die meisten Bedenken weitgehend unberechtigt sind. Demnach wird der Merge dem zentralen Wertversprechen von Ethereum nicht schaden.

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Weniger als zwei Tage vor der Umstellung von Ethereum auf ein Proof-of-Stake-System sind alle Augen auf den Merge gerichtet. Viele sind allerdings immer noch besorgt, ob das Upgrade den Kryptomarkt zum Positiven verändern wird.

Laut dem jüngsten Bericht des Analyseunternehmens Nansen sind die Probleme, die ein PoS-Ethereum mit sich bringen wird, nicht von der Hand zu weisen. Das Unternehmen ist jedoch der Ansicht, dass die meisten Bedenken weitgehend unberechtigt sind. Übersteht Ethereum diesen Sturm und geht als stärkere, widerstandsfähigere Blockchain daraus hervor?

Macht The Merge Ethereum zu einem stärker zentralisierten System?

Eine der hitzigsten Diskussionen rund um den Merge ist die Frage, inwieweit Ethereum dadurch zentralisiert wird.

Nansen berichtet, dass etwa 80.000 eindeutige Adressen am Staking auf Ethereum teilnehmen werden. Und während diese Zahl hoch erscheint, zeigt ein Blick auf die Landschaft der zwischengeschalteten Staking-Anbieter, dass es eine ziemlich starke Zentralisierung gibt.

Insgesamt wurden 11,3% des ETH-Angebots gestakt. Das entspricht 13,5 Millionen ETH. Lido, ein dezentralisiertes Protokoll für liquides Staking, macht 31% des insgesamt gestakten ETH aus. Auf Coinbase, Kraken und Binance entfallen rund 30%.

Die Grafik zeigt die Verteilung des gestakten ETH nach Unternehmen (Quelle: Nansen)

Börsen wie Coinbase, Kraken und Binance sind verpflichtet, die Vorschriften der Länder einzuhalten, in denen sie tätig sind. Aus diesem Grund konzentriert sich der größte Teil des Marktes nicht auf die Zentralisierungsprobleme, die durch sie entstehen könnten – sondern auf die Zentralisierung, die durch dezentrale Dienste wie Lido entstehen kann.

Wenn man den Markt für liquide Staking-Lösungen näher betrachtet, wird der Anteil von Lido noch höher. Laut Nansen entfallen 47% des liquiden ETH-Stakings auf Lido. Coinbase, Kraken und Binance hingegen machen zusammen 45% aus. Ein Blick auf die Anbieter von Liquid Staking ohne die zentralen Börsen zeigt das Ausmaß der Dominanz von Lido. Auf sie entfallen 91% des Marktes für Liquid Staking.

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Lido ist ein Dienstleistungsanbieter, der von der Lido DAO verwaltet wird. Die ist so aufgebaut, dass sie mehrere Validator-Sets zulässt. Die Struktur der DAO macht es den Regulierungsbehörden zwar schwer, sie ins Visier zu nehmen.

Viele glauben aber, dass die Schwäche von Lido in seinem Token liegt. Nansen kommentiert in dem Bericht: Die Zentralisierung des LDO-Token-Eigentums könnte Lido verwundbar machen und es Zentralisierungsrisiken aussetzen. Die neun größten Wallets, die den LDO-Token halten, verfügen über 46% der Governance-Macht und könnten theoretisch einen erheblichen Einfluss auf die Ethereum-Validierer ausüben.

Nansen in dem Bericht:

„Wenn der Marktanteil von Lido weiter steigt, ist es möglich, dass die Lido DAO die Mehrheit der Ethereum-Validatoren hält. Dies könnte es Lido ermöglichen, Gelegenheiten wie Multi-Block-MEV zu nutzen, profitable Block-Reorgs durchzuführen und im schlimmsten Fall bestimmte Transaktionen zu zensieren, indem sie Validatoren dazu zwingt oder belohnt, nach den Wünschen von Lido zu arbeiten (via Governance). Dies könnte Probleme für das Ethereum-Netzwerk mit sich bringen.“

Wichtig anzumerken: Lido arbeitet aktiv daran, diese Zentralisierungsrisiken abzuschwächen. Die Plattform erwägt die Einführung eines Dual-Governance-Modells mit LDO und stETH. Doch anstatt stETH zu einem Governance-Token zu machen, würde es nur dazu dienen, gegen einen Vorschlag von Lido zu stimmen, der sich nachteilig auf stETH-Inhaber auswirken könnte.

The Merge: Gefahr des Ausverkaufs und der Destabilisierung?

Eine weitere große Sorge im Zusammenhang mit dem Merge ist die Möglichkeit, dass es zu einem großen Ausverkauf, einem Sell-off kommen könnte. In seinem Bericht stellt Nansen fest, dass Staker nicht in der Lage sein werden, ihr ETH auf dem Markt abzustoßen. Das gesamte gestakte ETH wird bis zum Shanghai-Upgrade, das zwischen 6 und 12 Monaten nach dem Merge stattfinden soll, gesperrt sein.

Auch die gestakten Belohnungen werden schwer zu verkaufen sein. Dem Bericht zufolge gibt es eine Warteschlange für Validierer mit etwa 6 Validierern pro Epoche. Da eine Epoche etwa 6,4 Minuten dauert, würde es etwa 300 Tage dauern, bis die 13 Millionen ETH, die gestakt wurden, abgehoben werden können.

Wenn die Staker schließlich in der Lage sind, ihre Stakings zurückzuziehen, werden nach Ansicht von Nansen höchstwahrscheinlich die illiquiden Staker verkaufen. In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass die meisten Verkäufe der Gewinnmitnahme dienen werden.

Wenn der Markt neutral oder leicht bullish bleibt, wird der Großteil des nicht abgesicherten ETH höchstwahrscheinlich vom Markt verschwinden. Selbst wenn sich die Mehrheit der illiquiden Staker zum Verkauf entschließt, machen sie nur 18% des gesamten gestakten ETH aus. Das bedeutet: Sie werden wahrscheinlich nicht die Macht haben, den Markt signifikant zu bewegen.

Ein weiteres gutes Zeichen für die Stabilität des Marktes ist laut dem Bericht die Akkumulationswelle bei den Smart-Money-Wallets und den Wallets der ETH-Millionäre und -Milliardäre. Insgesamt haben ETH-Millionäre und -Milliardäre seit Anfang des Jahres kontinuierlich Ethereum angehäuft. Smart-Money-Wallets, die in der Vergangenheit eher auf das Trading als auf die reine Akkumulation ausgerichtet waren, scheinen ihren Bestand ebenfalls zu erhöhen.

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Textnachweis: Cryptoslate

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Jannis GrunewaldExperte für Kryptowährungen

Jannis Grunewald schreibt seit mehr als acht Jahren über Kryptowährungen und Technologie-Trends. Erstmals mit Bitcoin in Kontakt gekommen ist er 2015 als Inhaber einer Digitalagentur; mittlerweile gibt's für ihn kaum einen Tag ohne BTC, ETH und Co. Ob technische Analyse, Krypto-Trading, NFTs oder Web 3.0 – Jannis besitzt ein breites Fachwissen über moderne Finanz- und Wirtschaftsthemen, setzt dies auch entsprechend ein: Er führt Interviews mit bekannten Persönlichkeiten der Krypto-Branche, kommentiert Entwicklungen, schreibt Prognosen, News und Analysen. Der gefragte Autor ist hervorragend in der Szene vernetzt, zudem regelmäßiger Gast auf Krypto- und Blockchain-Konferenzen weltweit. Sie finden Jannis' Publikationen in führenden Fachmagazinen – beispielsweise auf Finanzen.net, Cryptonews.com, Kryptoszene oder Business2Community.

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